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Hinter den Kulissen der Bamberger Tafel

Weitere Unterstützer werden benötigt

31.10.2019

Melanie Huml, Bayerische Gesundheitsministerin und Landtagsabgeordnete für die Region Bamberg informiert sich über die Abläufe der Bamberger Tafel.

Mensch und Natur helfen: Täglich werden in Deutschland etliche Tonnen Lebensmittel vernichtet, obwohl sie noch verzehrfähig wären. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, für die jeder Einkauf eine finanzielle Herausforderung darstellt. Hier schaffen die gemeinnützigen Tafeln einen Ausgleich: Sie sammeln überschüssige, qualitativ einwandfreie Lebensmittel und verteilen diese an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte. Wie viel Aufwand dahinter steckt, zeigt ein Blick hinter die Kulissen der Bamberger Tafel.

„Sind Brot und Kuchen schon aufgebaut? Was ist mit den Tomaten? Helf‘ mir doch bitte mal, die Kiste ist mir zu schwer.“ Es ist ein munteres Stimmengewirr, das Staatsministerin Melanie Huml entgegenschallt als sie Mittwochmorgen um halb neun die Hallen der Bamberger Tafel betritt. Es ist Ausgabetag. Das heißt, bis zu 30 Helfer sind heute im Einsatz, damit die etwa 120 Kunden ein ansprechendes Sortiment vorfinden und die Ausgabe reibungslos funktioniert.

„Bei uns gibt es praktisch alles, was es auch im Supermarkt gibt. Vom frischen Gemüse bis zur Tiefkühlpizza. Wir sind froh, dass wir ein so vielfältiges Warenangebot anbieten können. Unseren Spendern verdanken wir zum Beispiel den XXL-Gefrierschrank und den Hygieneraum, in dem wir Joghurt und Salate aus Großpackungen in kleine Dosen abfüllen dürfen“, erklärt Michaela Revelant beim Rundgang. Sie und ihr Mann Wilhelm Dorsch haben die Bamberger Lebensmittelausgabe vor 27 Jahren gegründet und verbringen auch heute noch einen Großteil ihrer Zeit in der Tafel.

Die Waren holen die ehrenamtlichen Mitarbeiter bei Bäckereien und Einkaufsmärkten ab. Der Fuhrpark besteht aus zwei kleineren Autos und zwei Kühlwagen. „Demnächst müssen wir einen neuen Kühlwagen anschaffen, ich hoffe, wir bringen das Geld dafür auf“, berichtet Revelant. „Eigentlich sollte es mich nach all den Jahren nicht mehr überraschen, aber ich finde es trotzdem bedenklich, was ohne uns an Obst, Gemüse und anderen Lebensmitteln entsorgt werden würde, weil zum Beispiel ein Apfel nicht ganz ebenmäßig ist“, so Revelant.

Der Wegwerfmentalität etwas entgegensetzen, dieser Gedanke hatte letztlich den Anstoß zur Gründung gegeben. „Wir hatten uns vorher schon in der Vinzenzkonferenz St. Otto für Menschen in Notlagen engagiert und gleichzeitig sahen wir beim Discounter in unserer Nachbarschaft, was dort tagtäglich entsorgt wurde. Wir haben einfach gebeten, uns einen Teil dieser Lebensmittel zu geben und damit vier Familien versorgt, die uns der damalige Pfarrer ans Herz gelegt hat“, erinnert sich Dorsch zurück.
Das sprach sich schnell herum und so richteten er und seine Frau eine kleine Lebensmittelausgabestelle auf ihrem Firmengelände in der Dieselstraße ein. „Seit ungefähr zwei Jahren sind wir jetzt hier in der Hohmannstraße, wo so viel Platz ist, dass wir unser Angebot um Kleidung, Haushaltswaren und andere nützliche Dinge erweitern konnten“, berichtet Dorsch und seine Augen blitzen voll Freude auf. Man merkt ihm und seiner Frau an, wie wichtig es ihnen ist, Menschen zu helfen.

„Was die Familie Revelant-Dorsch hier aufgebaut hat, ist großartig und segensreich. Sie und der Verein engagieren sich für Menschen, die Unterstützung benötigen, in ganz vielfältiger Weise. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren und ich weiß von etlichen Notsituationen, in denen sie ganz unbürokratisch im Hintergrund geholfen haben“, lobt Melanie Huml.

Die Ministerin erzählt von einer alleinerziehenden Mutter, die das Geld für ihre Strom-Nachzahlung nicht zusammen bekam. Der Vereinsvorstand hatte das mitbekommen, beglich die Rechnung und verhinderte praktisch über Nacht die drohende Stromabschaltung. „Das zeigt wie enorm wichtig ein weites Helfernetzwerk ist; sobald hier jemand von einer Notlage erfährt, wird beraten, welche Unterstützung geleistet werden kann. So zügig wie eine gemeinnützige Einrichtung können Behörden oft einfach nicht helfen und manche Menschen scheuen sich auch, staatliche Hilfen anzunehmen. Deshalb bin ich sehr froh, dass es bei uns in Bamberg die Tafel mit ihrem engagierten Team gibt“, betont Huml.

Etwa 60 ehrenamtliche Helfer sind für die Bamberger Tafel im Einsatz: Die Transportwägen fahren, Waren sortieren und fachgerecht lagern, putzen, kassieren, Berechtigungen prüfen, Abholnummern verteilen und viele weitere Aufgaben gehören dazu. Auch einige Ein-Euro-Jobs hat der Verein bewilligt bekommen. „Was uns ganz besonders freut, ist dass wir schon so einige Mitarbeiter von der Arbeitsagentur hatten, die durch uns den Weg zurück in die reguläre Arbeitswelt gefunden haben und jetzt wieder einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen“, erzählt Michaela Revelant.

Gerne würde der Verein noch mehr tun. „Wir haben so einige Ideen, für die wir aber noch weitere Unterstützer bräuchten. Zum Beispiel möchten wir gerne auch verstärkt Menschen helfen, die nicht mehr so mobil sind und sich deshalb schwertun, selbst zu uns zu kommen“, sinniert Wilhelm Dorsch. Fest steht: Für tatkräftige Helfer findet die Bamberger Tafel immer eine sinnvolle Aufgabe zum Wohl von Menschen, denen es nicht so gut geht.

Auch Spenden sind stets willkommen. „Durch Miete, Versicherungen, Fahrzeuge, Reparaturen und andere Ausgaben summieren sich unsere Kosten auf rund 70.000 Euro. Jedes Jahr einen so hohen Betrag aufzubringen, ist nicht ganz leicht. Glücklicherweise haben wir in den letzten zwei Jahren einen Mietzuschuss von der Stadt bekommen und hoffen sehr, dass diese freiwillige Förderung auch in Zukunft bewilligt wird“, sagt Revelant.

„Wir wollen einfach weiter die Möglichkeit haben, anderen Menschen helfen zu können“, fügt Dorsch hinzu. „Seit unserer Gründung haben wir über 1,2 Millionen große Einkaufstaschen gefüllt und damit viele Menschen bei der Finanzierung ihres Lebensunterhalts unterstützt. Fast noch mehr freut mich, dass wir längst mehr als eine Anlaufstelle für günstige Lebensmittel sind. Viele unserer Stammkunden kennen sich inzwischen und gerade Alleinstehende nutzen ihren Einkauf, um sich miteinander zu unterhalten.“ Auch deshalb hat die Tafel ihren Kleidungs- und Haushaltswarenladen nicht nur an den beiden Lebensmittelausgabetagen geöffnet, sondern an jedem Werktag. Konkret: montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr, mittwochs und samstags bis 14:45 Uhr. Wer helfen oder Sachspenden abliefern möchte, kann einfach während der Öffnungszeiten in der Hohmannstraße 5a vorbeischauen.


Lebensmittelausgaberaum der Bamberger Tafel


Wilhelm Dorsch, Vorsitzender des Bamberger Tafelvereins und seine Ehefrau Michaela Dorsch zeigen Gesundheitsministerin Melanie Huml den Lebensmittelausgaberaum. An Ausgabetagen wird morgens um neun Uhr damit begonnen die Warenauslage – vom Brötchen bis zum Spargel – ansprechend herzurichten.


Michaela Revelant, Mitbegründerin der Bamberger Tafel, im Gespräch mit Gesundheitsministerin Melanie Huml


Michaela Revelant und Melanie Huml im Ausgaberaum für Drogerieartikel und andere Haushaltswaren


Heinz Zimmer, 2. Vorsitzender des Bamberger Tafelvereins, zeigt Melanie Huml sein „Allerheiligstes“: das Lager.


Michaela Revelant  und Melanie Huml im Hygieneraum, in dem bspw. Joghurts und Salate aus Großpackungen in kleine Dosen abgefüllt werden.


Michaela Revelant und Wilhelm Dorsch zeigen Melanie Huml den Tafel-Laden. An Werktagen kann hier Jeder gespendete Kleidung und Haushaltswaren zu sehr günstigen Preisen einkaufen. Die Lebensmittelausgabe hingegen ausschließlich berechtigten Bezugspersonen vorbehalten.


Wilhelm Dorsch, Melanie Huml, Michaela Revelant und Heinz Zimmer vor der Mitarbeiterwand, dahinter liegt der Hygieneraum

Luitpoldstr. 55
96052 Bamberg